Liebe Bewohner unseres Pfarrverbandes, liebe Firmkandidaten:innen, Schwestern und Brüder,
der verstorbene Münchener Neutestamentler Otto Kuss begann eine seiner Markus-Vorlesungen mit der Bemerkung, die Vorlesung über Markus sei ein herausragendes Thema für eine Vorlesung eines Neutestamentlers, und er hat Recht.
Im Markusevangelium, dem ältesten der vier Evangelien, begegnet uns am deutlichsten das Urgestein der Predigt Jesu, erkennen wir am schärfsten die Umrisse seiner historischen Gestalt, sein Zugehen auf die Menschen, seine heilende Ausstrahlungskraft.
Der Evangelist Markus hat als erster die Jesusverkündigung der frühen Kirche gesammelt und systematisch zusammengestellt:
“Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn” Mk 1,1. So schreibt Markus gleich in seinem ersten Satz. Das ist für Markus die Quintessenz der frohen Botschaft.
Jesus der unwiderstehlich Mächtige. Schon Johannes der Täufer kündigt ihn als “den Stärkeren” an.
Jesus, der ohnmächtig leidende Messias. Markus will damit klarmachen, man kann nicht von Jesus dem Messias sprechen, ohne von seinem Leiden zu sprechen.
Er stellt den Weg Jesu als einen Weg dar, der unausweichlich zum Kreuz führt. Von Anfang an wird deutlich, daß die Botschaft von Gott und seiner unterschiedslosen Liebe zu den Menschen auf Widerstand stößt. Dem Evangelisten ist es aber auch ein Herzensanliegen zu zeigen, wie sehr die Gestalt Jesu bleibende Herausforderung für alle wird, die ihm nachzufolgen versuchen.
Das Lesen des Evangeliums ist tröstlich, herausfordernd, beunruhigend. Es stellt viele eingefahrene Verhaltensweisen, auch in der heutigen Zeit und in unserer heutigen Kirche, kräftig in Frage.
“Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach” Mk 1,18
Ein gesegnetes, von Freude über die Geburt Christi erfülltes Weihnachtsfest und viel Freude beim Lesen des Markusevangeliums wünscht
Euer Diakon
Herwig Greylinger