Eine halbe Stunde zu Fuß von Pulkau entfernt am Wege durchs Tal nach Rafing, liegt idyllisch die Wallfahrtskirche “zur Heimsuchung Mariens”. Zum Namensfest findet daher jedes Jahr am 2. Juli als lokaler Feiertag das Bründlfest in Art eines Kirtages statt.

Benannt ist die Kapelle nach einem nahe gelegenen kleinen Brunnen, dessen Wasser eine heilende Wirkung nachgesagt wird. Eine erste Erwähnung geht auf die Jahre 1443 und 1499 zurück, wo von einem „heyling prun beim hochkeyl“ (also dem Hochkkogel) die Rede ist. Der Hochkogel ist einer der ältesten Siedlungsplätze in der Gegend, am Weg nördlich vom Bründl Richtung „Teufelswand“.

In der großen Pestepidemie, die in den österreichischen Erbländern um 1679 ausbrach, waren in Pulkau bis 13. Dezember 1680 rund 600 Personen daran gestorben, die Marktgemeinde unter Quarantäne gestellt. Dennoch trafen sich die Bewohner von Groß-Reipersdorf, Rafing und Missingdorf bei einem, Marienbild beim „Bründl“, und die meisten dieser Pilger blieben vom „schwarzen Tod“ verschont. Dazu verzeichnete die Pfarrchronik noch eine wundersame Heilung des lahmen Buben der verwitweten Katharina Appel aus Rafing. Intensive Gebete zur Gottesmutter und ein Bad im Wasser des Bründls sollen zur vollständigen Heilung geführt haben. Der angesehene Schulmeister Benedikt Windegger als Augenzeuge setzte gemeinsam mit Heinrich Götz als Pfarrer bei Abt Faber vom Stift Schotten im Jahre 1702 die Errichtung einer Holzkapelle durch, in der das Gnadenbild aufgehängt wurde. 1724 wurde schließlich unter Abt Karl Fetzer die jetzige Kapelle aus Ziegel gebaut und geweiht.

1756 wurde in geringer Entfernung eine „Einsiedelei“ errichtet und ein Eremit mit Erlaubnis des Passauer Konsistoriums zugelassen. Unter Joseph II erging am 12. Jänner 1782 das Hofdekret über die Aufhebung und Schließung von Kirchen und Klöster. Damit wurde auch die Eremitage aufgelöst, der Klausner durfte aber als Messner weiter die Kapelle betreuen. Dem gebürtigen Rafinger Benno Pointner als damaligem Schottenabt ist es zu danken, dass die Bründlkapelle weiter bestehen blieb, und noch heute ein beliebtes Marienheiligtum ist.

Das Gnadenbild stellt die Mutter Gottes sitzend mit dem Kind am linken Arm dar, beide sind gekrönt. Außen über dem Eingang befinden sich Figuren der Hl. Maria, sowie der Hl. Elisabeth aus Groß-Reipersdorfer Sandstein. 14 Kreuzwegstationen mit Gusssteinreliefs, sowie ein Marterls des Hl. Isidor laden zum Beten ein. Das eigentliche Bründl ist als Lourdes Grotte gestaltet, mit den Figuren von Maria und der Bernadette Soubirious.

Eingerahmt von alten Kastanien und Linden liegt die Kapelle samt Feldaltar und Kanzel in einer schattigen Mulde, die durch die Ablagerung diluvialer Meereskalke gebildet wird, und die durch Brandung der Thetis (=Urmittelmeer) geformt wurden. Hauptbestandteil ist der Zogelsdorfer Sandstein mit seinen charakteristischen teristischen Fossilien und unterschiedlichsten Muschelarten: Steinkernausfüllungen und Schalenreste sind gut zu erkennen. Sehr schön dokumentiert ist die Ur- und Frühgeschichte samt den logischen Besonderheiten im Krahuletz Museum in Eggenburg.