Seine zwei Zimmer im Pfarrhof Pulkau bekommen gerade den letzten Schliff der Renovierung. Er ist gerade dabei sich einzurichten und vollständig im Weinviertel anzukommen. Aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse ist er in den letzten beiden Wochen bereits voll in seinen Tätigkeitsbereich eingestiegen. Er hat Hl. Messen gelesen, Beerdigungen zelebriert, Kinder getauft und Kontakte zu den Gläubigen geknüpft.
Als ehemaligem Dozenten für Kirchengeschichte am Priesterseminar seiner Heimatdiözese Iasi, der sich im Rahmen seines Lehrauftrags auf Patrologie spezialisiert hat und zudem als ausgewiesener Fachmann für die moderne Zeitgeschichte seines Landes gilt, ist ihm das akademische Arbeiten gewissermaßen zur zweiten Haut geworden. Der differenzierte Austausch auf hohem intellektuellem Niveau ist für den Theologen, der seine schon zu Dreiviertel fertig gestellte Promotion über ein kirchengeschichtliches Thema der Neuzeit aber derzeit erst einmal ruhen lässt – enorm wichtig. Und dennoch, so betont Kaplan Farcas, gehe es ihm bei aller wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem „Woher“ und „Wohin“ des Daseins um ein lebensförderliches Gleichgewicht zwischen Seelsorge und Forschung. „Denn mein größtes Anliegen ist, für die Menschen da zu sein, ihnen Gesprächsangebote – gerade auch mit dem Sakrament der Beichte – zu machen und gemeinsam mit ihnen Antworten auf ihre Fragen zu finden.“
Gebürtig stammt Christian Farcas aus Brasov, einer Stadt im Zentrum Rumäniens und am Fuß des Bergs Tampa in den Südkaparten gelegen. Als der Abiturient mit 18 Jahren sein Theologiestudium beginnt, erfüllt sich für ihn mit dem Eintritt in das Priesterseminar von Iasi ein großer Traum. Denn seit Kindheitstagen hatte er den Wunsch, der Berufung zum Priester folgen zu können. Doch erst die Geburt seines 15 Jahre jüngeren Bruders ermutigt ihn, die Eltern mit diesem Entschluss zu konfrontieren. „Nun wusste ich, dass sich die Sehnsucht meiner Mutter nach einer Großfamilie auch ohne mich erfüllen und ich meinen eigenen Weg gehen kann.“ Mittlerweile gehört zur Familie auch die kleine Adoptivschwester Denisa, die mit ihren fünfzehn Jahren, so schildert es liebevoll der große Bruder, der Sonnenschein der Familie ist und auch davon ablenkt, dass er selbst seit einigen Jahren weit von Zuhause entfernt lebt: Denn erst legt der Priesteramtskandidat drei Auslandsjahre in Italien von 1997 bis 2000 studiert. Nach der Priesterweihe 2004 beginnt er als Kaplan in Adjudeni, bis er schon ein Jahr später zurück an die Kathedrale von Iasi als Vikar berufen wird und hier in der Ausbildungsstätte der Alumnen dann auch seine Lehrtätigkeit für sieben Jahre aufnimmt.
Paradoxerweise habe die Verfolgung der Christen in Rumänien unter dem kommunistischen Regime Ceausescus genau das Gegenteil bewirkt, erklärt Farcas zu der kirchlichen Situation in seiner Heimat. „Unsere Kirchen waren immer voll und statt den Glauben auszulöschen, zeigte sich hier ein erstaunliches Wachstum – auch in der Berufungspastoral.“ Daher seien schon immer viele Mitbrüder ins Ausland gegangen, wo sie nötiger gebraucht wurden. Als dann 2015 an ihn die Anfrage für Deutschland gerichtet worden sei, habe er gar nicht lange gezögert. „Hier habe ich – anders als in Osteuropa – einen sehr reflektierten, reifen und bewussten Glauben vorgefunden, natürlich auch bedingt durch eine andere Mentalität und Kultur sowie andere Strukturen. Das sind zwei gänzlich andere Realitäten, gewissermaßen zwei unterschiedliche Welten. „Doch gerade das“, erklärt Christian Farcas, „machte mich neugierig auf meine Arbeit in diesen Gemeinden.“
Jetzt 6 Jahre später, sind wir dankbar, dass Du dem Ruf Deines Bischofs wieder gefolgt bist und bereit warst, Dich zu uns ins Weinviertel senden zu lassen“, Wir danken Gott für das Geschenk eines Priesters für unsere Pfarren!